MTB Sport News September 2019 74 - www.mtb-sport.de - die Mountainbike Seite im Netz!

Direkt zum Seiteninhalt
Internationale MTB Bundesliga 2019 -
Bundesliga in Titisee-Neustadt -
Ronja Eibl zum Zweite - Schweizer Dreifach-Erfolg

Beim Finale der MTB-Bundesliga in Titisee-Neustadt konnte Ronja  Eibl ihren Vorjahres-Sieg vor der Weltranglisten-Ersten Anne Terpstra  wiederholen und auch den Gesamttitel verteidigen. Bei den Herren gewann erstmals der Schweizer Reto Indergand, sowohl den Singer Wäldercup an  der Hochfirst-Schanze als auch die Gesamtwertung, nachdem der vorher  Führende Ben Zwiehoff krank die Segel streichen musste.  

Für die deutsche Hoffnung Ben Zwiehoff (Bergamont) ging das Rennen nur  200 Meter weit. Der Essener hatte einen Migräne-Anfall bekommen und  stellte seinen aussichtslosen Versuch rasch wieder ein, die Führung in  der Gesamtwertung zu verteidigen. So entstand eine fünfköpfige Spitzengruppe, aus der Julian Schelb nach  einem Sturz in der dritten Runde zurückfiel. „Mir ging es sehr gut und  ich musste mich richtig zurückhalten. Ich hatte dann noch einen Sturz  und Kettenprobleme“, so der Münstertäler vom Team Stop&Go  Marderabwehr, der am Ende den Sprint um Rang fünf gegen den Schweizer  Andrin Beeli (Scott) gewonnen hat.

So blieb Simon Stiebjahn (Team Bulls) zwischen den drei Schweizern die  einzige deutsche Hoffnung aufs Podest. Ende der zweiten Runde hatte auch  er einen Sturz, robbte sich aber wieder an die Spitze heran. Allerdings  war sein Schuh dann lädiert und es der Halt sei etwas instabil gewesen,  so der Hochschwarzwälder.  In der vierten von sechs Runden verlor er den Kontakt zu den drei  Schweizern, nachdem Reto Indergand vorne aufs Tempo gedrückt hatte.  „Ich habe mich gut gefühlt, aber man muss ehrlich sein: auch ohne  Handicap hätte es wohl auch nur zu Rang vier gereicht“, meinte  Stiebjahn. So machten die drei Weltklasse-Fahrer aus dem Nachbarland die Sache  unter sich aus. „Nachdem wir Stiebi abgehängt haben, wollte in der  fünften Runde keiner Führung machen. Dann dachte ich, es ist eh gut noch  mal drüber zu ziehen“, erklärte Indergand, wie er seine Kollegen in  Schwierigkeiten brachte.

Matthias Stirnemann ließ auf dem vielgelobten, aber schwierigen Kurs in  dieser fünften Runde locker. „Ich habe schon früh gemerkt, dass ich am  Berg heute nicht so gut bin wie die anderen. Dass ich dann noch gestürzt  bin, spielte keine große Rolle. Ich war einfach über dem Limit und bin  im Rock Garden eine falsche Linie gefahren“, so Stirnemann, der mit  seinem Sieg vor Indergand auch die Gesamtwertung gewonnen hätte. Lukas Flückiger konnte Indergand noch kurz folgen, doch sein Widerstand  gegenüber seinem BMC-Teamkollegen erlosch auch schon Ende der vorletzten  Runde, nachdem er durch einen kleinen Fehler eine Lücke kassiert hatte.  „Ich war einfach müde von der Marathon-WM. Ich wollte eigentlich  unbedingt gewinnen“, erklärte Flückiger, den man zu Beginn oft an der  Spitze sah. „Diese Woche habe ich nur locker trainiert, da merkst du das  gar nicht“, so Flückiger. „Die Strecke hier ist echt cool.“

Reto Indergand jubelte über Tages-und Gesamtsieg und holte sich bei  seiner Frau Küsschen ab. „Voriges Wochenende in Freudenstadt war ich am  Berg der Schwächste, deshalb habe ich das hier heute gar nicht so  erwartet. Aber ich habe gleich am Anfang gemerkt, dass es heute sehr gut  geht. Am Anfang habe ich noch Ben gesucht, ich wusste nicht, dass er  gleich ausgestiegen ist. Die Strecke hat sehr viel Spaß gemacht“,  kommentierte Indergand seinen Erfolg. Der deutsche U23-Meister Simon Schneller (Team Bulls) war auf Rang  sieben der beste U23-Fahrer. Die Gesamtwertung der Nachwuchs-Kategorie  ging aber an seinen Teamkollegen Leon Kaiser, der am Ende 14. wurde.

Damen: Eibl fährt erst ins Flatterband und dann zum Sieg
Die 20-jährige Ronja Eibl wiederholte in Titisee-Neustadt das Kunststück  aus der Vorwoche und schlug wie schon sechs Tage zuvor in Freudenstadt  die Niederländerin Anne Terpstra. Dritte wurde die Schweizerin  Alessandra Keller.  Am Ende war der Sieg mit 1:30 Minuten Vorsprung auf die WM-Vierte  Terpstra deutlich, doch begonnen hatte das Rennen für Ronja Eibl  (Corendon-Circus) mit einem Fehler. „Ich habe gar nicht gecheckt, dass  man die Strecke gegenüber letztem Jahr verändert hat. Deshalb bin ich da  oben ins Flatterband gefahren“, erklärte die Grosselfingerin.

Der Schaden war allerdings schnell behoben, denn die U23-Weltcupsiegerin  von der Schwäbischen Alb ging gemeinsam mit Anne Terpstra (Ghost  Factory Racing) in die zweite Runde, zwölf Sekunden vor Alessandra  Keller (Thömus RN), die bis zum Schluss ihre Position gegenüber ihrer  Verfolgerin Linda Indergand (Superior XC) verteidigte. Vorne aber gelang es Ronja Eibl in einer technischen Passage eine kleine  Lücke zu reißen, die Anne Terpstra zu Beginn von Runde drei noch mal  schließen konnte. Dann allerdings holte Eibl wieder einen Vorsprung  heraus, zog davon und feierte trotz eines Sturzes in der Schlussrunde  einen souveränen Sieg. Den dritten an der Hochfirstschanze in Folge,  denn schon als Juniorin hatte sie 2017 an Ort und Stelle gewonnen.  „Ich glaube, ich habe jetzt einfach die Form, die ich vor meiner  Magen-Darm-Grippe vor der WM schon hatte und die Zwangspause hat das  ihrige dazu getan“, versuchte Eibl ihre starke Schlussphase in der  Saison zu erklären.

Anne Terpstra hatte ein paar Stunden vor dem Start eine einstündige  Autogrammstunde für die Kinder des Schwarzwälder MTB Cup gegeben und war  vom Andrang völlig überwältigt. „Ich habe eine Stunde nur geschrieben.  Da war der Tag schon vor dem Rennen ein Erfolg“, so die sympathische  Niederländerin. Sie sei den Wettkampf „nicht so aggressiv angegangen“, wie sie das sonst  tue. „Als Ronja vorne weg war, wurde das Rennen schon lang. Aber das  gehört dazu. Die Strecke ist so cool, das macht dann wieder Spaß“,  kommentierte Terpstra, die auch in der Gesamtwertung Rang zwei belegt.

Die drittplatzierte Alessandra Keller (+4:31) war „sehr zufrieden“ mit  ihrem Ergebnis. „Ich hatte eine schlechte Saison und konnte heute  wenigstens wieder etwas von dem abrufen, was ich kann“, meinte die  Schweizerin. „Die Strecke ist super, sehr natürlich. Da haben sie gute  Arbeit gemacht.“  Hinter Linda Indergand (mit einem Schmunzeln: „Diese Woche habe wieder  ein bisschen trainiert“) kam Nadine Rieder auf Rang fünf (+6:09) und  freute sich über den dritten Gesamtrang. „Ich habe mich diese Woche sehr müde gefühlt und auch beim Warmfahren  ging es nicht gut. Anfangs dachte ich, nach einer Runde aufzuhören, aber  dann habe ich mich auf die technischen Passagen konzentriert und meinen  Rhythmus gesucht. Es ging dann immer besser“, erklärte Rieder. So konnte sie von Position sieben noch zwei Plätze nach vorne fahren und  einen starken Abschluss der Bundesliga-Saison abliefern.
U19: Emma Eydt souverän und Doppelsieg für die Schweiz
Emma Eydt (Stevens MTB Racing) fühlte sich an diesem  Samstag im Hochschwarzwald nicht besonders gut, machte aber ihren  Bundesliga-Gesamterfolg bei den Juniorinnen mit einem souveränen zweiten  Saisonsieg perfekt und holte dabei 2:25 Minuten Vorsprung auf die  Breitnauerin Lina Riesterer (Lexware) heraus, die ihr bis dato bestes  Bundesliga-Ergebnis in der U19 verbuchte. „Es hat ja trotzdem gereicht und es ist ein schöner Abschluss meiner Zeit bei den Juniorinnen“, meinte Eydt.

Bei Lina Riesterer kullerten ein paar Tränen aus den Augen.  Freudentränen. „Das Heimpublikum war schon eine zusätzliche Motivation.  Klar, wenn überall ‚Lina, Lina’ gerufen wird“, erklärte Riesterer. Die  Tränen waren für die Gesamt-Zweite vor Sunny-Angelina Gschwender (Conway  Factory Racing) dann Kommentar genug.  Lina Dorscht (Scheßlitz) musste sich noch von der Französin Laura Lavry  (Velo Club Dolois, +3:06) passieren lassen und wurde Vierte  (+4:28).          

Bei den Junioren gab es durch Leon Dénervaud und  Jean-Luc Halter einen Schweizer Doppelsieg. Thore Hemmerling (Lexware)  aus St. Ingbert wurde Dritter  Der deutsche Meister Lennart Krayer von  der RSG Mannheim machte mit seinem fünften Rang den Gesamtsieg perfekt. Hemmerling hatte das Rennen stark eröffnet, konnte das Tempo aber nicht  durchziehen. Die beiden Schweizer zogen vorbei und in der Schlussrunde  nahm Dénervaud in einer Abfahrt Risiko und riss die entscheidende  Lücke.  Er gewann mit zwölf Sekunden Vorsprung auf Halter und 2:04 Minuten vor Hemmerling.

Ronja Eibl gewinnt das Duell mit Anne Terpstra (links) ©Erhard Goller
Reto Indergand war an der Hochfirst-Schanze der Stärkste ©Erhard Goller

Weitere Informationen unter www.mtb-bundesliga.net
Zurück zum Seiteninhalt