MTB Bundesliga - BiketheRock powered by KMC - Premieren-Siege für Jolanda Neff und Ondrej Cink
Bei der 19. Auflage des BiketheRock powered by KMC in Heubach
haben die Schweizer Weltranglistenerste Jolanda Neff und der Tscheche
Ondrej Cink die Elite-Rennen gewonnen, beide zum ersten Mal in ihrer
Karriere. Beim Bundesliga-Klassiker siegte Cink vor Florian Vogel
(Schweiz) und Joshua Dubau aus Frankreich. Jolanda Neff gewann die Konkurrenz bei kühler, aber trockener
Witterung vor der Überraschungszweiten Ronja Eibl aus Grosselfingen und
Anne Tauber aus den Niederlanden, die zum Pechvogel wurde.
Das BiketheRock bot auch bei der 19. Auflage feinsten Mountainbike-Sport. Bei den Herren war die Konstellation auf den ersten drei Plätzen zwar
bereits in der ersten Runde sichtbar, doch es blieb bis zum Schluss
spannend. Ondrej Cink (Kross Racing) diktierte am Berg das Tempo und kam mit einem
kleinen Vorsprung auf Florian Vogel (KMC Ekoi Orbea) von acht Sekunden
an die Zeitmessung, weitere drei Sekunden später rollte Joshua Dubau
(Sunn Factory Racing) in die zweite Runde. Vogel schloss zu Cink auf. „Ich habe in der zweiten Runde gemerkt, dass
ich am Berg stärker bin und habe dann ein bisschen mehr Tempo gemacht“,
erklärte der WM-Dritte von 2015. „Mir war das zu schnell, ich musste mein Tempo fahren“, bestätigte
Florian Vogel. Sein Tempo war immerhin schnell genug, um Joshua Dubau
auf Distanz zu halten, der im Vorjahr als U23-Sieger in Heubach schon
bewiesen hatte, dass er mit dem Terrain was anzufangen weiß.

Schwarzbauer: Das gibt Selbstvertrauen
Ein überraschend starkes Rennen gelang Luca Schwarzbauer (Reudern) vom
Lexware-Team. Der Junioren-Vizeeuropameister von 2014 ist eigentlich
kein Mann für den „Pain Trail“, wie der Anstieg in Heubach genannt
wird. Doch Schwarzbauer riskierte ein hohes Anfangstempo. Als Sechster kam er
in dem Feld mit vielen Weltklassefahrern aus der ersten Runde. Wer
befürchtet hatte, dass der 22-Jährige damit überzogen hat, wurde eines
besseren belehrt. Carod war erst mal der einzige, den er passieren lassen musste. Bis zur
vierten von sechs Runden blieben seine Rundenzeiten auch stabil, dann
musste er wegen Krämpfen ein wenig locker lassen.
Der Schweizer Reto Indergand ging vorbei und von hinten rückte auch sein
Teamkollege Georg Egger näher. Doch Schwarzbauer hielt den Deutschen
Vize-Meister auf Distanz und überquerte die Ziellinie auf einem nie
erwarteten siebten Rang (+3:36). „Ich bin so froh, weil ich in den letzten Wochen ins Stolpern geraten
bin. Dass ich bei dieser Besetzung hier Siebter werden kann, das zeigt
gibt Selbstvertrauen und zeigt mein Potenzial. Es zeigt mir auch, dass
es Sinn macht, was ich hier betreibe“, erklärte ein überglücklicher
Schwarzbauer. Georg Egger wurde Achter, ein Ergebnis, das für ihn „okay“ war, aber
keine Jubelarien auslöste. „Ich denke, ich habe es mir gut eingeteilt.
Aber ich habe mich heute nicht so frisch gefühlt, wie ich es mir
gewünscht hätte. Die eine oder andere Position wäre noch drin gewesen“,
meinte Egger. „Die Abfahrt bin ich gut runter gekommen, aber im Anstieg
war ich nicht so stark.“ Markus Schulte-Lünzum (Bike Way Israel) wurde 13. (+5:01),
BiketheRock-Marathonsieger Simon Stiebjahn (Team Bulls, 5:21) immerhin
14.
Der Deutsche Meister Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) belegte
nur Rang 26 (+8:09), nahm es aber gelassen. „Ich weiß, was wir
vergangene Woche trainiert haben, deshalb war das heute keine
Überraschung. Wenn du hier nicht frisch bist, kannst du nichts
ausrichten“, so der Kirchheimer. Seinem Teamkollegen Maxime Marotte (Frankreich) erging es genauso. Er wurde nur 27. (+8:12).
Jolanda Neff: Freue mich riesig
Nach einem aufregenden Damen-Rennen hat Jolanda Neff zum ersten Mal das
BiketheRock gewonnen. Neff siegte nach 1:27:55 Stunden mit 1:40 Minuten
Vorsprung auf die überraschend starke Ronja Eibl aus Grosselfingen und
2:12 Minuten vor der Niederländerin Anne Tauber, die zum Pechvogel
wurde. Elisabeth Brandau wurde Fünfte (+3:33). Es kam hier wieder einmal die besondere Charakteristik des „Old
School“-Kurses in Heubach zum Tragen. Jolanda Neff (Trek Factory Racing)
kam mit 20 Sekunden Vorsprung aus der ersten Runde und in den folgenden
Runde war die Situation nicht viel anders. Doch in Wirklichkeit veränderten sich die Kräfteverhältnisse auf der
vier Kilometer langen Runde beträchtlich. Anne Tauber war auf der
Verfolgung und in dem insgesamt 2,5 Kilometer langen Anstieg die
Stärkere. In Runde eins kamen sechs Fahrerinnen an den Einstieg zum Downhill. Neff
ging als Erste hinein und brachte die 20 Sekunden Vorsprung mit. Anne Tauber schloss in Runde oben nicht ganz auf und so ergaben sich zu Beginn von Runde drei 25 Sekunden Abstand.
„In der dritten Runde war sie oben an mir dran, Anne war am Berg heute
die Stärkere. Aber ich bin froh, dass man auch bergab noch Rennen
gewinnen kann“, erzählte Jolanda Neff. Der Europameisterin gelang es noch vor Tauber in den Downhill zu kommen
und erneut ihren Vorteil auszuspielen. In Runde vier aber gelang es der
Niederländerin an Neff vorbei zu kommen. „Es war ein heißer Kampf. Jolanda wollte natürlich auch vorne in den
Downhill“, meinte Tauber lachend. Sie ging mit etwas Vorsprung in die
Abfahrt. „Da war ich vielleicht ein wenig nervös und habe ziemlich weit
oben noch einen Fehler gemacht“, bekannte Tauber. Sie rutschte weg und Neff war am Hinterrad. Dann erwischte Tauber unter
dem Matsch einen Stein und erlitt gleich an Vorder- und Hinterrad
Defekt. „Es war nicht weit zur Tech-Zone und ich habe nicht zu viel Zeit
verloren“, erklärte Tauber. Aber Platz eins war weg – und Platz zwei
auch. Ronja Eibl fuhr von der dritten an die zweite Stelle und
verteidigte die bis ins Ziel. „Mega geil“, sagte die Deutsche U23-Meisterin. „Ich habe mich echt gut
gefühlt. Gestern habe ich noch nicht gedacht, dass es so gut gehen wird.
Ich bin einfach schön Frequenz gefahren.“ Jolanda Neff zeigte sich am Ende überglücklich über ihren ersten Sieg
beim BiketheRock in der Elite-Kategorie. Als Juniorin hatte sie 2010
gewonnen. „Ich liebe dieses Rennen, die Strecke und die Stimmung und ich konnte
gar nicht glauben, dass ich es noch nie gewonnen habe. Deshalb freue ich
mich riesig über diesen Sieg. Im Anstieg muss ich mich sicher noch
verbessern und ich hoffe, das gelingt mir bis zum Weltcup in Albstadt“,
kommentierte Neff ihren Erfolg.
Vorjahressiegerin Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing), die mit dem
Handicap eines Magen-Darm-Infekts angetreten war, konnte über ihren
fünften Rang, 1:18 hinter der Niederländischen Meisterin Anne Terpstra
(Ghost Factory Racing) sehr zufrieden sein. „Ich hatte Mühe das Frühstück bei mir zu behalten, aber bergauf ging es
trotzdem nicht so schlecht. Die ersten zwei Runden bin ich mit Ach und
Krach den Berg runter gekommen, aber dann ging es. Ich musste vier Mal
meine Kette wieder drauf machen, deshalb habe ich auch den vierten Rang
verloren. Aber ich kann zufrieden sein“, so Brandau. Eine faustdicke Überraschung lieferte auch Nina Benz (Conway Factory
Racing, +3:48). Die U23-Fahrerin aus Laichingen duellierte sich mit der
tschechischen Top-20-Fahrerin Jitka Cabelicka (Gapp) um Rang sechs.
U23: Brandls Pech, Berthets Triumph
Franzose Clement Berthet gewann das U23-Rennen der Herren zehn Sekunden
vor dem Niederländer David Nordemann und 13 Sekunden vor Antoine
Philipp. Bester Deutscher war Max Brandl, der seine Führung nach der
ersten Runde durch Defekt verlor und Vierter wurde. Max Brandl (Lexware Mountainbike Team) übernahm in der ersten Runde zur
Hälfte des 2,5 Kilometer langen Anstiegs das Kommando. „Ich wollte
defensiv los fahren und habe das auch gemacht. Bei der Hälfte des
Anstiegs habe ich gemerkt, dass ich mich sehr gut fühle“, erklärte der
Freiburger. Er setzte sich an die Spitze, der Spanier Jofre Cullell und
Antoine Philipp konnten folgen. In der Abfahrt gelang es Brandl eine
Lücke zu reißen. Mit 13 Sekunden Vorsprung ging er in die zweite von fünf Runden. Doch da war schon die Luft aus seinem Hinterrad entwichen. Er mühte sich den Weg zur Technischen Zone hinauf, ließ sich das
Hinterrad wechseln und setzte seine Fahrt an sechster, siebter Stelle
wieder fort. „Es hat relativ lange gedauert, aber ich wollte dann
möglichst schnell wieder nach vorne“, berichtet Brandl.
Das gelang ihm auch. Ende von Runde drei kam er an vierter Stelle aus
der Abfahrt, doch der Kraftakt hatte ihn einige Körner gekostet. „Mir
hat dann die Energie gefehlt“, bekannte der Deutsche U23-Meister, „ohne
den Defekt hätte ich heute wohl um den Sieg mitfahren können.“ Als Clement Berthet, der nach einem schlechten Start zur Spitze
aufgeschlossen hatte, Druck machte, konnte Brandl nicht mehr reagieren. "Als ich die Lücke hatte, bin ich dann einfach nur noch gefahren, kein
Blick zurück", erklärt Berthet. "Ich bin ein Kletterer und deshalb liegt
mir diese Strecke." „Ab der dritten Runde habe ich mich super gefühlt. Aber es hat nicht
mehr bis ganz nach vorne gereicht. Ich bin am letzten Anstieg nicht mehr
an Clement herangekommen“, sagte Nordemann. Antoine Philipp (Veloroc BMC) war vor dem Downhill noch am Hinterrad von
Nordemann, doch der war in dieser Passage dann ein wenig schneller. Max Brandl hatte derweil in der Schlussrunde sowohl Glück als auch Pech.
Er verbesserte sich von Platz fünf auf vier, weil der Brite Cameron Orr
vor ihm durch einen Defekt zurück fiel. Zweitbester Deutscher wurde Niklas Schehl (Team Bulls). Der verbesserte
sich von der elften Position nach einer Runde um vier Plätze und wurde
Siebter (+1:52). Schehl verlor das Duell gegen den hoch gewetteten
Spanier Jofre Cullell um Rang sechs erst im Sprint.
Junioren: Erster mexikanischer Sieg
Zum ersten Mal gab es beim BiketheRock einen mexikanischen Sieg. Adair
Gutierrez gewann das Rennen der UCI Junior Serie mit 36 Sekunden
Vorsprung auf den Belgier Lukas Malezsewski und 44 Sekunden vor dem
Österreicher Mario Bair. Bester Deutscher war Lennart-Jan Krayer (+1:12)
als Siebter. Nachdem zuerst der Däne Markus Heuer übernahm als Erster die führende
Rolle. Doch Heuer, dessen Vater aus dem nahen Esslingen stammt, erlitt
Defekt und fiel zurück. „Ich konnte mich in der zweiten Runde am Berg absetzen“, erklärte Adair
Gutierrez mit klammen Fingern im Ziel. Er kletterte am schnellsten und
ließ sich nicht mehr aufhalten. Nach 1:00:14 Minuten überquerte er als
Sieger die Ziellinie.
Dahinter gewann Malezsewski (Scott-Goeman) die Auseinandersetzung der
Verfolger, zu denen auch Lennart-Jan Krayer von der RSG Mannheim
gehörte. Doch als es um die Podestplätze ging, konnte der letztjährige DM-Dritte
der U17 nicht mehr mithalten. „Da ging nichts mehr“, gestand Krayer.
„Die nassen und kalten Bedingungen sind nicht so meine. Schade, dass es
nicht zum fünften Platz gereicht hat, der wäre eigentlich drin gewesen.
Ich hatte heute nicht die besten Beine.“Er war dennoch zweitbester Vertreter des jüngeren Jahrgangs. Von hinten kam noch der Österreicher Mario Bair, der zu Beginn
(technische) Probleme hatte. Mit der absolut besten Rundenzeit schob er
sich noch auf die dritte Position und unterstrich was er zuletzt schon
in Haiming und in Nals gezeigt hatte.
Juniorinnen: Mitterwallner in Runde eins auf und davon
Im Rennen der Juniorinnen hat sich die Österreicherin Mona Mitterwallner
durchgesetzt. Auf Platz landete Luisa Daubermann (+0:42) aus
Gessertshausen und auf Rang drei fuhr die Niederländerin Puck Pieterse
über die Ziellinie. Nach einem schlechten Start konnte sich Mona Mitterwallner bis zum
höchsten Punkt der ersten Runde bereits an die Spitze setzen und kam
dann aus der Abfahrt mit einem Vorsprung heraus, den sie nicht mehr
abgab. Luisa Daubermann löste sich aus der Verfolgergruppe, kam der
Österreicherin zwar noch mal auf neun Sekunden nahe, doch im letzten
Anstieg hatte sie keine Chance mehr aufzuschließen. „Mona war mega stark, aber ich bin voll zufrieden“, meinte Luisa
Daubermann (Global Fine Art/Stevens), „der Downhill hat viel Spaß
gemacht.“ Die Siegerin aus Tirol freute sich: „Mir ist es heute mega gut gegangen.
Beim ersten Start bei einer UCI Junior Serie zu gewinnen, das war nicht
zu erwarten.“ Emma Eydt (Stevens MTB Racing) war nach langer Krankheitspause mit dem 15. Platz (+5:08) durchaus zufrieden.
Lob für die Präparierung der Strecke
Beim Veranstalter war man nach zwei Tagen sehr zufrieden. Vor allem im
Angesicht der eiskalten, regnerischen Bedingungen, vor allem am Samstag.
Von Luca Schwarzbauer gab es dafür extra Anerkennung: „Was die
Veranstalter hier bei der Präparierung der Strecke geleistet haben, ist
tolle Arbeit. Sonst könnte man bei einem solchen Wetter hier kaum so
fahren.“