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Mercedes-Benz UCI Mountainbike Weltcup in Albstadt - Interview mit Weltmeister Nino Schurter: - Rekordmarken nur im Hinterkopf

Ihm gelang, was bisher keinem gelungenen ist: Nino Schurter gewann 2017 alle sechs Weltcup-Rennen. Und er wurde zum sechsten Mal Weltmeister. Nachdem im März im südafrikanischen Stellenbosch seine Serie gerissen ist, haben wir uns vor dem Mercedes-Benz UCI Mountainbike-Weltcup in Albstadt vom 18. bis 20. Mai mit dem Rio-Olympiasieger über seine Ambitionen, seinen Status in der Schweiz und das neue Format Short Track unterhalten.  

Nino Schurter, diese Saison hat nicht ganz so wie gewünscht begonnen. Wegen einer Krankheit ihres Partners Matthias Stirnemann konnten Sie ihren Titel beim Cape Epic nicht verteidigen. Was bedeutet das Fehlen dieser acht Tage Belastung für den Rest des Frühjahrs?  
Nino Schurter: Dank dem frühen Aus an der Epic konnte ich nochmals drei Wochen hartes Training einbauen, was hinsichtlich der Weltcuprennen bestimmt sogar besser war.

In Albstadt gibt es im Weltcup zum ersten Mal die Disziplin Short Track. Wie sehen Sie die neue Disziplin? Wird das viel verändern?
Ich bin auch gespannt, niemand weiß genau, wie die Sache rauskommt. Es wird sicher einiges verändern. Ich finde es cool und ich freue mich drauf. Es ist sicher ein anderer Typ Fahrer gefragt, man muss etwas explosiver sein. Ich bin gespannt, wie sich da alle durchschlagen.  

Bereiten Sie sich speziell darauf vor?
Ich habe schon bisschen mehr auf Sprint trainiert, ein bisschen explosiver noch. Wir müssen dann schauen, wie es läuft, ob es noch mehr braucht.  

Ist es ein Ziel für Sie als erster Short Track-Weltcupsieger in die Geschichte einzugehen?
Nee, nicht unbedingt als erster Sieger. Aber sicher will ich da gut sein. Es ist für den Gesamtweltcup entscheidend, dass man da gut ist. Auch für die Startposition. In die Top Acht will ich schon fahren. Zweite Reihe geht auch noch, aber dritte Reihe (wenn man im Short Track nicht unter die besten 16 kommt), ist dann schon ein bisschen kritisch. Das wird sicher spannend.  

Sie sind bei den Sea Otter Classic schon mal Short Track gefahren. Wie taugt Ihnen das Format?
Ich glaube, es ist nicht schlecht für mich. Ich kann gut starten, komme in der Regel gut weg. Es kommt sehr auf die Strecken drauf an. Ich hoffe sehr, dass sie gute Strecken anlegen. Sie dürfen nicht zu einfach, aber auch nicht zu schwer sein. Es sollte nicht so selektiv sein, dass am Schluss nur noch einer vorne übrig bleibt, aber es sollten auch nicht 20 von 40 zum Massensprint kommen, so dass das Glück eine große Rolle spielt. Die Strecke wird extrem darüber entscheiden, ob das ein cooler Event wird oder nicht.  

Beim Weltcup-Auftakt in Stellenbosch ist Ihre Serie nach sechs Siegen hintereinander gerissen. Sie sind im Zielsprint aus dem Pedal gerutscht, Sam Gaze hat Sie geschlagen. Sie haben sich erst mal – natürlich – geärgert. Aber hat Sie der Ärger weiter verfolgt?
Klar war ich enttäuscht zuerst, aber ich kann nicht jedes Rennen gewinnen. Dass ich aus dem Pedal gefallen bin, das kann es mal geben. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich noch daran zu beißen habe. Es war auch eine spezielle Strecke. Albstadt wird wieder anders aussehen. Ich bin gespannt, wie sich Gaze in Albstadt schlägt. Wie ihm das taugt, mal schauen. Aber es ist schon gut, wenn nicht immer nur ich gewinne.

Können Sie das so großzügig sagen?
Ja (lacht). Natürlich will ich immer gewinnen, aber mir ist schon bewusst, dass es nicht immer so sein kann.

Sie haben alles gewonnen, was es in diesem Sport zu gewinnen gibt? Oder bleibt noch was?
Ich sehe nicht so, dass ich alles gewonnen habe. Für mich ist jedes Rennen neu, auch wenn ich es schon mal gewonnen habe. Die Olympischen Spiele in Tokio sind schon noch mal ein großes Ziel für mich. Wenn ich da meinen Titel verteidigen kann, dann wäre das schon noch mal ein Riesending.  

Das ist die langfristige Perspektive, die Sie sich gesteckt haben?
Ja, genau.

Ist die Rekord-Marke von 33 Weltcupsiegen, die Julien Absalon hält, auch ein Ziel?
Irgendwann schon, ja.  

Solche statistische Marken, spielen die in Ihrer Motivation und Zielsetzung eine Rolle?
Es ist nicht das Wichtigste, aber es ist schon cool, wenn ich mal aufhöre und habe alle Marken knacken können. Im Hinterkopf habe ich das schon. Aber es ist nicht das Allerwichtigste. Jede Zeit ist ja ein bisschen anders und du kannst nicht alles vergleichen. Julien war in einer anderen Zeit der Beste und auch Vergleiche mit Frischi (sein Team-Manager Thomas Frischknecht) gehen nicht eins-zu-eins.  

Was ist denn das Allerwichtigste?
Spaß daran zu haben, was ich mache. Ganz einfach.  

In der Schweiz sind Sie inzwischen eine Sport-Größe, waren bei der Wahl zum Sportler des Jahres 2016 und 2017 jeweils Zweiter. Wird Ihnen der Rummel manchmal schon zu viel?  
Es kann schon mal zu viel sein, aber insgesamt kann man das gut steuern. Mittlerweile weiß ich was, machen muss und was nicht. Ich mache, was mir Spaß macht.  

Werden Sie auf der Straße erkannt?
Ja. Immer öfter (lacht). Das ist auf der einen Seite schön, auf der anderen hat es auch Nachteile.

Mit den Weltmeisterschaften in Lenzerheide in diesem September wird das sicher nicht weniger werden..
..nein (lacht)..

Die WM ist nur eine halbe Stunde von ihrem Wohnort Chur entfernt. Löst das in Ihnen noch mal spezielle Gefühle aus?
Irgendwie schon, irgendwie auch nicht. Bis jetzt noch nicht so, aber wenn es näher kommt, bestimmt. Aber für mich ist es die gleiche Saison wie immer.  

2011 hat es in Champery nicht geklappt mit dem Titel vor heimischem Publikum...  
.., die letzten beiden Weltmeisterschaften in der Schweiz war ich immer Zweiter hinter Jaroslav (Kulhavy). 2003 in Lugano als Junior und in Champery in der Elite. Ich hoffe, dass es nicht noch mal so endet.

Und bei der EM in Bern hinter Julien Absalon.
Ja, ich war eigentlich immer Zweiter zuhause. Nur im Weltcup nicht.  

Die Motivation ist eines, wie sieht es mit dem Erwartungsdruck aus?
Bis jetzt ist nichts spürbar. Aber der Erwartungsdruck wird schon kommen. In der Schweizer Medienwelt wird dann schon ein bisschen Druck entstehen. Kommt jetzt auch ein bisschen drauf an, wie die Weltcup-Saison verläuft, was dann von mir erwartet.  

Wie lautet Ihre Parole für den zweiten Weltcup in Albstadt?
Natürlich möchte ich wieder ganz oben stehen. Es ist keine Lieblingsstrecke von mir, aber ich glaube, mittlerweile liegt sie mir gar nicht so schlecht.  

Dass Sie sagen, sie liegt Ihnen mittlerweile nicht so schlecht, hat das auch damit zu tun, dass man sich über die Jahre als Fahrertyp anpasst, verändert?
Sicher daran, dass ich mich ein bisschen verändert habe, aber auch dass meine Gegner andere geworden sind. Absalon war da vielleicht noch ein bisschen besser, aber die Gegner, die ich momentan habe, sehe ich nicht im Vorteil. Mathieu van der Poel sehe ich in den nächsten Weltcup-Rennen als den härtesten Gegner. Wenn der wieder frisch ist. Albstadt liegt nicht unbedingt einem Sam Gaze.

Er war bisher auch nicht so konstant.
Ich glaube, dass er dieses Jahr schon konstanter sein wird. Vielleicht nicht unbedingt in Albstadt, aber er ist sicher einer für das Short Track-Race. Da ist er einer der Favoriten. Wenn er das gewinnen kann, gibt ihm das auch Vertrauen für das Cross-Country. Mal schauen.  

Nino, vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Informationen unter www.world-cup-albstadt.de

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