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UCI MTB Weltcup Alstadt - MTB-Olympiasieger Pidcock und Jahrhunderttalent Vos holen Cyclocross-WM-Titel

In wenigen Wochen startet die Mountainbike-Saison 2022, weshalb die unmittelbare Vorbereitung der weltbesten Sportlerinnen und Sportler auf die Highlights des Jahres wie dem Mercedes-Benz UCI Mountainbike World Cup in Albstadt vom 6. bis 8. Mai in vollem Gange ist. Traditionell markieren die letzten Rennen der Cyclocross-Saison, insbesondere die Cyclocross-Weltmeisterschaft, den Startschuss zum Übergang vom Winter- in die Sommersaison. Auch in diesem Jahr lohnt sich ein Blick über den Tellerrand auf die Ergebnisse der Cross-WM, die vergangenes Wochenende im amerikanischen Fayetteville ausgetragen wurde. Wer schnappte sich die ersten Titel im Radsportjahr 2022 und welche Mountainbikerinnen und Mountainbiker konnten sich bereits jetzt besonders in Szene setzen?

„The Greatest Of All Time“ Marianne Vos schlägt zum achten Mal zu Niederländischer Doppelsieg bei den Damen im Hexenkessel von Fayetteville: Marianne Vos auf Rang eins und Lucinda Brand auf Rang zwei bescherten am vergangenen Samstagabend Feierstimmung im Team Oranje. Auch die Bronzemedaille schien in Person von der ehemaligen Weltmeisterin Ceylin Alvarado in Reichweite für die niederländische Equipe, doch die Italienerin Silvia Persico schnappte sich den letzten verbliebenen Platz auf dem Podium. In einem äußerst dramatischen Duell, das von vielen taktischen Spielereien geprägt war, kam es zwischen den beiden Erstplatzierten Frauen Vos und Brand erst auf den allerletzten Metern zur Entscheidung. Insbesondere Brand versuchte mehrfach eine Vorentscheidung herbeizuführen, doch die äußerst erfahrene Vos blieb im Wissen um ihre Sprintstärke hartnäckig am Hinterrad ihrer Landsfrau. Und so spielte die 34-Jährige auf den letzten Metern im Sprint-Finish all ihre Erfahrung aus mehr als 15 Jahren im Cyclocross-Rennsport aus und düpierte Brand im Finale. Sichtlich enttäuscht rollte die Titelverteidigerin auf Position zwei ins Ziel.

Ein gänzlich anderes Bild zeigte sich bei der Italienerin Silvia Persico, die über den Gewinn der Bronzemedaille überglücklich war: Vor dem Rennen hat die 24-Jährige noch maximal mit einem Rang unter den besten Zehn geliebäugelt, doch die italienische Meisterin hielt sich von Beginn des Rennens clever im Spitzenfeld auf und schloss in der Rennmitte die Lücke zur Drittplatzierten Ceylin Alvarado. Genauso wie Vos und Brand an der Spitze, beharkte sich das Duo bis in die letzte Runde hinein, ehe wenige Meter vor dem Ziel die Niederländerin unfreiwillig zu Boden ging und damit die Tür für die überraschende Bronzemedaille von Persico öffnete.


Brandau mit starkem Rennen auf Platz zwölf
Für eine weitere Überraschung sorgte indes Elisabeth Brandau als einzige deutsche Starterin – die MTB-Spezialistin schaffte den Sprung auf Rang 12. Nach einem eher unglücklichen Jahr 2021 konnte die amtierende deutsche Meisterin im Cyclocross und ehemalige deutsche Meisterin auf dem Mountainbike einen deutlichen Schritt nach vorne verbuchen: „Mein Start war, wie so häufig, eher verhalten, zudem stand ich zu Beginn auf der falschen Seite der Rennstrecke. Danach konnte ich Stück für Stück Boden gut machen. Eine Runde mehr und es hätte noch in die Top Ten gereicht“, gab eine zufriedene Elisabeth Brandau zu Protokoll. Das Resultat der 36-Jährigen fällt im Hinblick auf ihre Dreifachbelastung als zweifache Mutter, Rennfahrerin und seit dem vergangenen Jahr auch Berufstätige noch beachtlicher aus: „Ich bin ohne jegliche Erwartung in die Staaten gereist, umso glücklicher bin ich über das Resultat. Auch für die kommenden Rennen in der Mountainbike-Saison habe ich mir noch keine Pläne gesteckt. Ich möchte einfach schauen, wie sich meine Form im Hinblick auf meine vielen Verpflichtungen im Alltag entwickelt”, so Brandau.

„Superman“ Pidcock entzaubert belgische Übermacht
Mit dem Bauch auf dem Rad liegend und in „Superman“-Pose jubelte Tom Pidcock im Weltmeisterschaftstrennen der Herren als erster Brite überhaupt über den Gewinn des Regenbogentrikots in der Cyclocross-Disziplin. In eindrucksvoller Art und Weise setzte sich der Mountainbike-Olympiasieger in Fayetteville vor dem Niederländer Lars van der Haar und dem Belgier Eli Iserbyt durch. Der einzige deutsche Starter, Marcel Meisen, belegte den 18. Rang. Noch vor wenigen Wochen bahnte sich ein ultimativer Dreikampf der aktuell größten Radsport-Talente – Mathieu van der Poel, Wout van Aert und Tom Pidcock – im Rahmen der Cyclocross-WM in den Vereinigten Staaten an. Der niederländische Top-Star van der Poel, der schon mehrfach auch bei den Weltcuprennen im Albstädter Bullentäle für Furore sorgte und vielen Radsportfans aufgrund seines famosen Ritts ins Gelbe Trikot bei der Tour de France 2021 in Erinnerung sein dürfte, strich aufgrund von anhaltenden Rückenproblemen Anfang Januar als erster der drei „Giganten des Radsports“ die Segel. Nur wenige Tage später gab Wout van Aert, ebenfalls einer der prägenden Protagonisten der letztjährigen Tour de France, bekannt, dass er sich vollständig auf die Vorbereitung der Straßensaison konzentrieren möchte und somit die Reise in die USA nicht antreten werde. Dies erschien besonders pikant, denn van Aert konnte mit Ausnahme von einem Wettkampf alle Cyclocross-Rennen für sich entscheiden bei denen er am Start stand.

Einzig Tom Pidcock verharrte aus der Riege dieser drei Fahrer bis zuletzt auf der Entry List der Cyclocross-WM und startete schließlich in Fayetteville eine sehr ambitionierte Mission: In allen drei relevanten Outdoor-Radsportdisziplinen – Straße, Mountainbike-Cross-Country und Cyclocross – möchte der Brite in diesem Jahr den Weltmeistertitel gewinnen und somit das begehrte Regenbogentrikot dreifach überstreifen. Hinter Teil eins dieser Mission konnte Pidcock nun einen Haken setzen und dabei die scheinbar übermächtige Konkurrenz aus Belgien in die Schranken weisen.
Insgesamt fünf belgische Fahrer schafften den Sprung unter die besten Acht der Herrenkonkurrenz, doch letztlich sprang für die Mutternation des Cyclocross nur eine Bronzemedaille für Eli Iserbyt heraus. Dabei fuhr die belgische Equipe zu Beginn des Rennens äußerst Team-taktisch und versuchte mit geschickten Manövern den Topfavoriten Pidcock in Bedrängnis zu bringen. Doch der Brite war eine Klasse für sich und drehte nach vier von neun zu fahrenden Runden den Spieß um: Er nutzte an einer technisch engen Stelle einen Strauchler seiner unmittelbar folgenden Kontrahenten und blies direkt zur Attacke. Dem war schließlich kein einziger Fahrer der Konkurrenz gewachsen, sodass Pidcock schnell seinen Vorsprung auf 30 Sekunden ausbauen konnte und diesen souverän verteidigte. Es blieb schlussendlich genügend Zeit um mit dem besagten „Superman“-Auftritt den Sieg gebührend zu feiern.

Dahinter lieferten sich der Niederländer Lars van der Haar und Eli Iserbyt ein packendes Duell um den Silberrang: Van der Haar fand zunächst nicht ganz ideal ins Rennen und arbeitete sich aus den hinteren Reihen der Verfolgergruppe nach vorne, ehe er in der vorletzten Runde selbst die Initiative im Kampf um Rang zwei ergriff. Der Gesamtweltcupsieger Eli Iserbyt war der einzige Fahrer, der ihm folgen konnte, sodass es letztlich auf den finalen Metern zum packenden Showdown zwischen dem Belgier und dem Niederländer kam. Van der Haar erwies sich dabei als etwas spritziger und setzte sich rund 50 Meter vor dem Ziel mit mehr als einer Radlänge Vorsprung ab und fuhr somit auf den Silberrang vor Iserbyt. Marcel Meisen konnte als einziger deutscher Starter in Fayetteville sein eigens
gestecktes Ziel, unter die besten Zehn zu fahren, nicht erreichen: Bereits vom Start weg geriet der deutsche Cyclocross-Meister, der schon mehrfach auf Albstädter Boden erfolgreich unterwegs war, ins Hintertreffen. Von Rang 21 nach der zweiten von neun zu fahrenden Runden kämpfte sich Meisen stetig nach vorne, konnte jedoch die entstandene Lücke zu den Top-Ten-Plätzen nicht mehr schließen. Mit 2:07 Minuten Rückstand landete er letztlich auf dem 18. Rang. Wir sind gespannt auf die Top-Athleten, die auch in der olympischen Disziplin Cross-Country in Albstadt an den Start gehen. Es wird spannend, ob sie ihre Top- Form auch in Albstadt beweisen können

Fotos: (c) Stadt Albstadt / EGO-Promotion Ralf Schäuble / Armin M. Küstenrück

Weitere Informationen unter www.bikezone-albstadt.de

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