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EKZ CROSSTOUR - Trotz Erfolg: 2020 findet in Bern kein Radquer-Weltcup statt

Die Organisatoren des Radquer-Weltcups Bern  ziehen zwei Monate nach der zweiten Austragung ein positives Fazit.  Dennoch verzichten sie auf eine Bewerbung für 2020. Die angekündigte  Reform der Weltcup-Serie würde massive Mehrkosten mit sich bringen. Wie  es mit der Berner Veranstaltung weitergeht, ist ungewiss.

Die zweite Austragung des Berner Radquer-Weltcups am 19. und 20. Oktober  im Freibad Weyermannshaus war ein Erfolg (Informationen dazu weiter  unten). Trotzdem haben sich die Organisatoren nach Gesprächen mit den  wichtigsten Partnern entschieden, für 2020 keine Bewerbung einzureichen.  Grund ist eine vom Radweltverband UCI lancierte Reform der  Weltcup-Serie: Diese sieht vor, dass ab 2020 nicht mehr neun, sondern  gleich 16 Weltcuprennen stattfinden sollen, organisiert durch die  belgische Agentur Flanders Classics.

Bei gleichbleibenden Marketingrechten würden die Kosten für eine Berner  Weltcup-Austragung im nächsten Jahr um rund 50'000 Franken steigen. Und  das wäre nicht alles: Die Preisgeldsumme würde in den Jahren danach um  weitere 30'000 Euro zunehmen. Das ohnehin angespannte Berner Budget  lässt einen solchen Sprung nicht zu.

«Es geht ums Geschäft, nicht um den Sport»
Laut dem Berner OK-Präsidenten Christian Rocha sind die Kosten nicht der  einzige Grund, weshalb man bis zum 6. Dezember, dem Stichtag, keine  Kandidatur eingereicht hat. Er sagt: «Die Reform orientiert sich  ausschliesslich an belgischen Verhältnissen. Es geht ums Geschäft, nicht  um den Sport.»

Es gibt zwei weitere Probleme. Erstens wurden die Bedingungen für die  neue Weltcup-Serie erst am 6. November bekanntgegeben, was bedeutet,  dass potentielle Organisatoren innert nur gerade eines Monats ein  Bewerbungsdossier hätten einreichen müssen – auch bisherige. Zweitens  hielt sich die UCI nicht an ein Versprechen aus dem Vorjahr, wonach mit  den Veranstaltern in Zukunft Mehrjahresverträge abgeschlossen werden  sollen. Der neue Rechteinhaber Flanders Classics sieht erstmal davon ab,  weil man sich zunächst nicht langfristig binden will.

«Das ist inakzeptabel»
Auch im neuen Weltcup-System müsste man als Veranstalter vorderhand also  von der Hand in den Mund leben, sagt Rocha – zumal viele  reglementarische Fragen noch immer ungeklärt sind. Ein definitiver  Entscheid des Rechteinhabers, wer 2020 einen Weltcup austragen darf,  wäre erst Ende Januar 2020 zu erwarten gewesen – zu spät für Bern. Weil  im Freibad Weyermannshaus Umbau- und Sanierungsarbeiten anstehen, die  allenfalls bereits nächsten Herbst beginnen sollen, wären  Planungssicherheit und genügend Vorlaufzeit zwingend nötig gewesen –  auch um allenfalls ein alternatives Wettkampfgelände zu suchen.  Christian Rocha: «Die Art, wie die Reform aufgegleist wurde, und auch  die Kommunikation den Veranstaltern gegenüber sind eines Weltverbands  unwürdig. Das ist inakzeptabel.»
 
Positive Schlussabrechnung
Die Organisatoren um den Verein Radquer Bern und die crossroads Event  und Kommunikation GmbH bedauern diese Entwicklung. Trotzdem blicken sie  mit Freude auf das Wochenende vom 19. und 20. Oktober zurück, als im  Weyermannshaus zum dritten Mal ein Radquerrennen stattfand – zum zweiten  Mal im Rahmen des Weltcups.

«Der Event wurde von allen Seiten gelobt, der Publikumsaufmarsch war  erneut sehr gross», so Rocha. «Wir hatten keine ernstzunehmenden  Zwischenfälle und sahen lauter glückliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer  – vom Kind über die Breitensportlerin bis zum Profi.»

Besonders erfreulich: Die erstmals angebotenen Eintrittsbändeli  verkauften sich erstaunlich gut. Sie waren als Solidaritätsbeitrag zu  verstehen, niemand musste zugreifen. «Mit den Bändeli konnten wir rund  16'000 Franken einnehmen», sagt Rocha. «Das ist ein Erfolg – und werten  wir als Bestätigung dafür, dass die Bernerinnen und Berner ebenso wie  die Schweizer Radquerfamilie hinter unserem Event stehen. Es ist uns ein  Anliegen, jeder Person zu danken, die ein Bändeli gekauft hat.»

Dank den Einnahmen des Bädenliverkaufs konnte in der provisorischen  Schlussabrechnung, welche nun vorliegt, ein positives Ergebnis, mit  einem kleinen Gewinn erzielt werden. Weitere wichtige für dies  Erfolgsrechnung: strikte Sparmassnahmen im Vorfeld, mehr Einnahmen in  der Gastronomie – und der unermüdliche Einsatz des ehrenamtlich  arbeitenden Organisationskomitees und vieler freiwilliger Helferinnen  und Helfer. 2018 hatte noch ein Minus von über 15'000 Franken  resultiert.

Aufgebautes nicht aufgeben
Wie es mit der Berner Radquerveranstaltung weitergeht, ist zurzeit  ungewiss. Grundsätzlich ist der Verein Radquer Bern aber daran  interessiert, auch nächstes Jahr ein Radquerrennen durchzuführen,  kombiniert mit dem populären Gravel Ride und Race.

Nochmals Christian Rocha: «Wir haben in den letzten drei Jahren viel  Aufbauarbeit geleistet und viel Herzblut in das Projekt gesteckt. Das  wollen wir in die Zukunft tragen. Wir versuchen, eine nachhaltige und  finanzierbare Lösung zu finden.» Die Veranstalter werden sobald Klarheit  über eine Austragung 2020 herrscht, darüber informieren.


Weitere Informationen unter www.ekz-crosstour.ch

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