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Lexware Mountainbike Team - Nina Benz siegt bei den Frauen, Doppelerfolg für Lennart Krayer und Paul Schehl in der U23

Das erste nationale Mountainbike-Highlight der Saison ist in einem Olympiajahr stets von besonderem Interesse -  Formtest, Standortbestimmung und Wegweiser zugleich. Das Fullgaz-Race mit dem Short Track in Krumbach und tags darauf dem Cross-Country-Rennen in Obergessertshausen hat auf zahlreiche Fragen erste Antworten geliefert. Das Lexware Mountainbike Team mit Sitz im Hochschwarzwald hat beim zweiteiligen Bundesliga-Auftakt seine nationale Ausnahmestellung unterstrichen. Nina Benz (Foto oben) hat das Cross-Country-Rennen (XCO) der Frauen auf jenem Kurs gewonnen, auf dem im Sommer auch die deutsche Meisterschaft ausgetragen wird. Lexware-Teamkollege David List beendete das Männerrennen als Dritter und zweitbester deutscher Starter. Lennart Krayer und Paul Schehl haben den XCO-Wettkampf in der U-23-Klasse eindrucksvoll dominiert. Tags zuvor hatten Max Brandl und Nina Benz im Short Track (XCC) mit den Rängen zwei und drei überzeugt.

Das Cross-Country-Rennen: Benz präsentiert sich stark
"Die erste  Standortbestimmung passt auf jeden Fall", sagt Nina Benz nach dem  überzeugenden Sieg in Obergessertshausen mit 49 Sekunden Vorsprung vor  Lia Schrievers (Bayreuth): "Das erste Rennen ist ja immer sehr spannend.  Ich wusste, dass ich gut trainiert hatte, aber wie viel das wert ist,  sieht man immer erst im Rennen". Im ersten nationalen  Cross-Country-Vergleich hat sie sich stark präsentiert: Die 25-Jährige  übernahm schon in der ersten Runde die Führung an einem Anstieg, weil  sie als erste in den Downhill und die technischen Passagen gehen wollte.  "Ich habe dann gemerkt - wir waren ein Trio -, dass ich auf den  Abfahrten und auch bergauf einen Tick stärker bin", sagt Benz. In der  zweiten Runde hat sie sich abgesetzt und baute ihren Vorsprung stetig  aus. "Ich bin mega zufrieden, auch mit meinem Gefühl und richtig happy  über den Sieg", sagt Benz. Sina van Thiel, die noch in der U23 starten  kann, hatte für das Eliterennen gemeldet, "weil es hier mehr UCI-Punkte  gibt". Die WM-Achte in der U23 war im Trainingslager des BDR gestürzt,  hatte heftig mit dem Kopf auf den Boden aufgeschlagen und sich eine  Gehirnerschütterung zugezogen. Eine Woche Ruhe und nur zwei  Trainingstage waren keine ideale Vorbereitung für die  Dopperveranstaltung in Landkreis Günzburg. Mit Rang sechs blieb Sina van  Thiel im Cross-Country-Rennen der Frauen hinter ihren Möglichkeiten  zurück. Das Gleiche gilt auch für Antonia Weeger in der Klasse U23. Sie  ging den Wettkampf verhalten an, "weil ich am ersten Berg nicht gleich  überziehen wollte". Folge war, dass sie den Anschluss an die  Spitzengruppe verlor. "Irgendwie haben meine Beine nicht so aufgemacht,  wie ich das wollte, und dann bin ich in einer Kurve auch noch  weggerutscht", erzählt die 19-Jährige. Mit Rang sechs sei sie "nicht  ganz so zufrieden", tröstet sich aber ein bisschen mit ihrem gelungenen  Auftritt einen Tag zuvor im Short Track

David List geht im Männerrennen ins Risiko
Im  Cross-Country-Rennen der Männer gab es den ersten Showdown der  Lexware-Elitefahrer Max Brandl und David List mit Luca Schwarzbauer  (Canyon), dem stärksten deutschen Mountainbiker der vergangenen Saison.  Anfangs konnte David List mit Schwarzbauer mithalten, anschließend fiel  der 24-Jährige zurück und verlor Rang zwei auch noch an den Österreicher  Mario Bair. Auf die Frage, ob ihn das ärgere, sagt List: "Ein bisschen  schon. Aber ich wollte bewusst mal ins Risiko gehen und schauen, wie  lange ich mit Luca mithalten kann und was daraus wird." Drei Runden ging  das Experiment gut, dann musste List seinen ehemaligen Teamkollegen  ziehen lassen. Im Kampf um den zweiten Platz musste er anschließend  ebenfalls klein beigeben: "Ich habe damit gerechnet, dass das passieren  kann. Die Körner, die mir da gefehlt haben, habe ich am Anfang mit Luca  verblasen." Es war ein couragierter Auftritt des Freiburger Studenten,  frei nach dem Motto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Durchaus  möglich, dass er die Früchte dieses Versuchs schon in einem der nächsten  Rennen ernten kann. Max Brandl beendete das Männerrennen als Sechster  und viertbester deutscher Starter. "Rang sechs, da mache ich jetzt keine  Luftsprünge, die Doppelbelastung hier war aber ein guter Abschluss von  zwei Trainingswochen", sagt der 26-Jährige, "ich habe den Short Track  vom Tag zuvor schon gemerkt, ein paar Körner haben gefehlt". Die ersten  vier des Cross-Country-Rennens waren einen Tag zuvor nicht am Start. In  der ersten Rennhälfte war Brandl mit Georg Egger und dem Österreicher  Georg Raggl unterwegs. Während die beiden Deutschen Tempo gebolzt haben  und die Lücke zu einem Duo vornedran schließen wollten, hat sich Raggl  das von hinten angeschaut. Die Tempoarbeit fiel Brandl irgendwann auf  die Füße, "ja, ich und Georg hatten das Nachsehen. Das letzte  Renndrittel war ich allein unterwegs". Enttäuscht? Mitnichen: "Ich bin  zufrieden mit meiner Leistung und dass ich durchgefahren bin", sagt  Brandl.

Was für eine Demonstration der Stärke im U-23-Rennen der Männer: die  Plätze eins, zwei und vier gehen an das Lexware-Team. Lennart Krayer und  Paul Schehl haben das Geschehen von der ersten bis zur siebten Runde  beherrscht. Im Duell der beiden ehemaligen Junioren-Weltmeister konnte  sich Krayer in der letzten Runde gegen Schehl durchsetzen. "Ich habe  mich früh an die Spitze gesetzt, bin mein Pace gefahren und konnte damit  die anderen zermürben", sagt Krayer und fährt fort: "Ich freue mich  über den Sieg, denn ich konnte zeigen, was für einen tollen  Trainingswinter ich hatte". "Megazufrieden" war auch der Zweitplatzierte  Paul Schehl: "Anfangs war es ein brutales Tempo. Lennart und ich haben  dann unsere Runden abgespult. Wir sind schön zusammen gefahren, war  megacool", erzählt der 19-Jährige, "in der letzten Runde war ich etwas  müde und konnte die Attacke von Lennart nicht mehr mitgehen". Der vierte  Platz von Benjamin Krüger rundet das gute Mannschaftsergebnis der  Lexware-Starter in der U-23-Klasse ab: "Nach Rang zehn in der  Anfangsphase konnte ich vor mir etliche Fahrer einsammeln", sagt Krüger,  "die letzten beiden Runden habe ich allein durchgezogen, nachdem ich  zuvor eine Dreiergruppe gesprengt hatte". Teamkollege Niklas Franz kam  als Achter ins Ziel.

Auch die Junioren im Team unterstrichen ihr gutes Leistungsniveau.  Emilian See war der Beste auf Platz vier. "Ich bin ein konstantes Rennen  mit Zug nach vorne gefahren und konnte mich bis auf Position vier  vorarbeiten", erzählt der 17-Jährige, "mit der Kraft, die ich hatte, und  mit dem Gefühl während des Rennens bin ich sehr zufrieden". Kumpel Emil  Schmidt hatte beim Start einige Probleme - "einer vor mir kam nicht  weg" - gegen Ende des Rennens attackierte er aus einer Dreiergruppe  heraus und wurde mit dem sechsten Platz belohnt: "Ich habe richtig Feuer  gegeben und alles rausgehauen." Ole-Jan Riesterer vom Team Lexware  wurde bei im Juniorenrennen Elfter.

Short Track: Vollgas von Anfang an
Der Plan von  Max Brandl und Paul Schehl im Short Track hört sich einfach an, ist aber  nicht frei von Tücken: Sie wollten auf dem Stadtkurs in Krumbach, der  garniert ist mit Kopfsteinpflaster und einer längeren Treppen-Passage,  von Anfang an Vollgas geben. Gesagt, getan. Prompt tat sich eine kleine  Lücke zum Rest des Feldes auf. Ein Sturz von Paul Schehl durchkreuzte  jedoch die Teamtaktik der beiden Lexware-Fahrer. Brandl war anschließend  an der Spitze allein auf sich gestellt, bis Niklas Schehl (Team  Stop&Go Marderabwehr) zu ihm aufschloss: "Leider hat er nicht so  viel mitgearbeitet, weil es für ihn teamtaktisch keinen Sinn machte",  sagt Brandl. Folge war, dass auch andere Fahrer wieder zur Spitze  aufschließen konnten, darunter Schehls Teamkollege Julian Schelb. "Sie  haben es dann taktisch geschickt gemacht und eine Lücke aufgehen  lassen", erzählt Brandl. Während Niklas Schehl an der Spitze seinen  Vorsprung peu à peu ausbauen konnte, duellierten sich Brandl und Schelb  um den zweiten Platz - mit dem besseren Ende für den deutschen  Doppelmeister vom Lexware-Team. "Mit Rang zwei habe ich das Maximale  herausgeholt. Grundsätzlich finde ich es gut, wie offensiv ich das  Rennen gefahren bin und ich denke, es war auch von außen betrachtet  halbwegs eindrucksvoll ", sagt Brandl. Paul Schehl, Bruder des Siegers  Niklas Schehl, erwischte einen unglücklichen Wettkampftag: Nach dem  Sturz fing er sich auch noch einen Plattfuß ein. "Ich stand schon in der  Tech-Zone, das hätte aber zu lang gedauert bei der kleinen Runde,  deswegen musste ich raus", kommentiert der 19-Jährige, der seine zweite  Saison in der U-23-Klasse bestreitet, seine Aufgabe.

Im ersten Rennen der Saison lief es für Nina Benz anfangs "suboptimal":  "In der ersten Kurve wurde ich abgedrängt, anschließend musste ich bei  den Treppen absteigen, weil ich behindert wurde", erzählt die  25-Jährige. Sie konnte jedoch die Lücken, die sich auftaten, immer  wieder schließen, "weil ich gute Beine hatte". Am Ende sprang Rang drei  heraus: "Das war ein rundes Rennen, hat voll Bock gemacht. Ich bin ja  immer noch dabei, mich mit dem Short Track anzufreunden", sagt Benz,  "ich bin aber auf einem guten Weg".

Ein Wow-Erlebnis erlebte die 19-jährige Antonia Weeger im Short Track  der Frauen: Platz vier nur 7,9 Sekunden hinter Nina Benz. "Damit habe  ich nicht gerechnet", sagt sie etwas kleinlaut nach einer famosen  Leistung. "Ich habe probiert, in eine gute Position zu kommen und  dranzublieben", erzählt Weeger, das ist ihr auf beeindruckende Weise bis  zum Schluss gelungen. Die taktischen Fehler, die sie einräumt, sind  ihrem jungen Alter geschuldet. "Im Großen und Großen bin ich richtig  happy", frohlockt Weeger, es ist erst ihre zweite Saison in der Klasse  U23. Sina van Thiel zählt in dieser Altersklasse bereits zu den  Arrivierten. Sie sei  vor dem Short Track "ultranervös" gewesen, weil  sie nach der Gehirnerschütterung und der Pause nicht wusste, wo sie  steht. Als sie bei der Treppen-Passage einen Fehler machte und und aus  einem Pedal ausklickte, verlor sie den Anschluss an die Spitzengruppe.  "Platz sechs ist okay nach einer schwierigen Woche. Natürlich hätte es  besser sein können, aber ich habe gesehen, dass ich von den anderen  nicht weit weg bin", sagt die 21-Jährige.

Erster Saisonsieg für Carla Hahn
"Ich habe  nicht damit gerechnet, dass ich das Rennen gewinne. Ich dachte, dass die  Tschechin stärker ist", sagt Carla Hahn vom Team Lexware nach ihrem  Triumph in der U-23-Klasse beim Cross-Country-Rennen in Sparta  (Griechenland). Zwei Tage zuvor hatte ihr Patricie Srnská als Sechste  des Eliterennens der Frauen an gleicher Stelle 2:18 Minuten abgenommen,  Hahn war Siebte geworden. Zwei Tage später drehte die 18-Jährige den  Spieß jedoch um. "Wir haben uns schon in der Startloop von den anderen  abgesetzt", erzählt Hahn, dann sei ihr die Tschechin enteilt. Zunächst.  Mit zunehmender Renndauer kam sie der Führenden wieder näher und konnte  aufschließen. "In der vorletzten Runde ist mir aufgefallen, dass sie  langsamer wird und in den technischen Passagen zu kämpfen hat", sagt  Hahn. Sie attackierte und verwies die Tschechin Srnská mit 1:28 Minuten  Vorsprung auf Rang zwei. "Es war kein ultra-anstrengendes Rennen, eher  ein taktisches", sagt Hahn, die ihre erste Saison in der Klasse U23  bestreitet, "über den ersten Saisonsieg bin ich dennoch mega-happy." Das  letzte Rennen der dreiteiligen Serie in Sparta fuhr Carla Hahn nicht zu  Ende: DNF: did not finish.

Das nächste Highlight:
Der Swiss Bike Cup 2024 beginnt am Sonntag, 17. März, mit dem Klassiker  in Gränichen (C1-Status). Die anspruchsvolle Cross-Country-Strecke durch  Kiesgruben und mit Abschnitten auf einem Bike-Lehrpfad lockt seit  Jahren die internationale Topklasse in den Aargau. Die Elite der Frauen  startet um 12 Uhr, die besten Männer treten von 14.15 Uhr in die Pedale.

Fotos: (c) Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Weitere Informationen unter www.lexware-mountainbike-team.de

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